Bis heute prägt DATAGROUP-Gründer Max H.-H. Schaber wesentlich die Geschicke des Unternehmens. Zeit für eine Bestandsaufnahme: Im Interview verrät der Stuttgarter, was ihm wichtig ist und was ihn bewegt.
1983: Mit gerade einmal 27 Jahren, das Maschinenbau-Diplom noch reichlich frisch in der Tasche, gründet Max H.-H. Schaber seine eigene Firma – die Datapec Gesellschaft für Datenverarbeitung. Erster Auftrag: Eine Individuallösung für eine Physiotherapiepraxis. Unter dem Namen DATAGROUP SE zählt das Unternehmen heute laut Lünendonk-Liste zu den 20 führenden IT-Serviceunternehmen in Deutschland. Mit über 2.000 Mitarbeitern erzielt DATAGROUP einen Jahresumsatz von zuletzt mehr als 272 Millionen Euro (Geschäftsjahr 2017 / 2018).
Als Mitglied und Vorsitzender des Vorstands beziehungsweise CEO verantwortet Max H.-H. Schaber die Ressorts Finanzen, Recht, Personal und Unternehmensentwicklung. Im Interview mit IT’s gibt er Einblicke, was ihn einst als Gründer bewegte, was DATAGROUP heute wie in Zukunft erfolgreich macht oder auch wie das Unternehmen IT einfacher macht.
Vor 35 Jahren gründeten Sie – damals noch unter dem Namen Datapec – das Unternehmen DATAGROUP. Welche Vision hatten Sie?
Um ehrlich zu sein: Gar keine. Das einzige war, ich wollte selbstständig sein. Weil mir einfach wichtig war, mein eigener Herr zu sein, die Dinge tun zu können, die ich für richtig hielt.
Was haben Sie durch Ihre Gründungen gelernt? Was raten Sie jungen Menschen, die ein Unternehmen gründen wollen?
Klar, Gründungen sind ein Wagnis. Das sieht man aber mit 27 Jahren noch nicht so. Das ist der Vorteil der jungen Gründer. Es gibt keine Familie zu versorgen, man macht sich keine Gedanken über das Scheitern. Wenn’s schief läuft, fängt man halt wieder von vorne an. Genau das ist auch die Haupt-Message, die ich jungen Menschen und Gründern mitgeben möchte: Lasst euch nicht entmutigen. Beim kleinsten Misserfolg senken die Leute den Daumen. Dagegen muss man immun sein. Und man muss Nehmerqualitäten haben. Es gibt viel mehr »Aufgeber« als Verlierer.
Was treibt Sie an, damals wie heute?
Mein Antrieb kommt aus dem täglichen Geschäft heraus. Wenn man selbst Unternehmer ist, hat man ja am Anfang erst einmal alle Rollen inne – Entwickler, Finanzverantwortlicher, Vertriebschef und so weiter. Das gibt eine unglaublich breite Sicht. Was wiederum ermöglicht, vieles besser zu erkennen: Was ist sonst noch interessant? Was kann noch mehr Erfolg bringen? Vieles war auch der Notwendigkeit geschuldet, weil das Alte nicht mehr weiter funktionierte – zum Beispiel, als die Margen im IT-Handel rapide fielen und wir diesen Bereich verkauften. Aber natürlich ist da auch ein unbändiger Wille, zu gestalten!
Die IT-Welt wird immer komplexer. Wie macht DATAGROUP IT einfach?
Letzten Endes haben wir einfach versucht, die Komplexität der IT-Welt sauber zu beschreiben und auf kleine Häppchen zu verteilen. Diese Beschreibung findet ihren Ausdruck vor allem in CORBOX, unserer modularen Komplettlösung für einen sorgenfreien IT-Betrieb. Unternehmer wählen aus kombinierbaren Services diejenigen aus, die ihr Business optimal unterstützen und erhalten alle IT-Outsourcing Leistungen aus einer Hand. Der Kunde muss sich dadurch nicht um das allerletzte Detail kümmern. Stattdessen kann er einfach sagen: Organisiert mir meinen IT-Betrieb! Das macht es schon einfacher.
Sie begannen als Ingenieur, haben Maschinenbau studiert – und sind heute Visionär und Stratege eines über 2.000 Mitarbeiter starken IT-Dienstleisters. Wie passt das zusammen?
Gerade für meine Generation hat der Ingenieur recht viel mit IT zu tun. Zu meiner Studienzeit gab es ja noch gar keine IT-Spezialisten. Wollte man als Ingenieur, wie in meinem Fall, zum Beispiel eine bestimmte Steuerung, musste man die selbst bauen. Das hat mir richtig gut gefallen! Meine erste Anstellung war dann in einem Ingenieurbüro, das auf die Verarbeitung von Labordatensystemen spezialisiert war. Auch das war einfach perfekt.
Was unterscheidet DATAGROUP von anderen IT-Dienstleistern?
IT-Dienstleistungen als Produkt zu definieren, damit jeder Kunde weiß, was er erwarten kann und jeder Mitarbeiter, was er zu leisten hat: Ich finde, damit machen wir schon einen gewissen Unterschied. Viele Unternehmen begehen hier den Fehler, zu unscharf zu arbeiten.
Warum soll man bei DATAGROUP arbeiten?
Ganz spontan: Weil es Spaß macht! Weil wir versuchen, Freude entstehen zu lassen bei der Arbeit – indem wir die Arbeit nicht zu stark aufteilen, sondern unseren Mitarbeitern Verantwortung geben, Wertschätzung vermitteln, eine gute Fehlerkultur leben. Dafür gibt es auch große Projekte bei uns, zum Beispiel »Meister der Führung«. Ein für uns noch junges Projekt, das auf der Idee basiert, dass Unternehmen umso besser sind, je besser ihre Führungskräfte sind.
Was muss man mitbringen, um bei DATAGROUP Karriere zu machen?
Offenheit, Fleiß, Mut. Wenn man das mitbringt, ist bei uns nahezu alles möglich. Mehrere Mitarbeiter, die bei uns gelernt haben, belegen inzwischen Führungspositionen.
DATAGROUP arbeitet ausschließlich mit Standorten in Deutschland. Wäre es nicht viel profitabler, Leistungen wie Programmierung oder Call Center-Services ins Ausland zu verlegen?
Wir haben einmal untersucht, was es kostet, die Leistung von indischen Programmierern in Deutschland an den Kunden zu bringen. Tatsächlich sind die All-in-Kosten kaum anders. Ob das immer so bleibt, weiß ich allerdings nicht. Wir haben in Deutschland zu wenig Menschen, die in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, Anmerkung der Redaktion) ausgebildet werden. Deshalb kann es sein, dass wir in Zukunft gar nicht anders können, als ins Ausland zu gehen. Wir denken da aber eher an Nearshoring-Lösungen, sprich an Länder und Regionen wie Litauen beziehungsweise Osteuropa generell oder Irland.
Welchen Führungsstil leben Sie persönlich? Welche Führungskultur haben Sie bei DATAGROUP etabliert?
Für mich persönlich meine ich, einen autoritär-partizipativen Führungsstil zu haben. Generell arbeiten wir an einem wertschätzenden aber durchaus autoritären Führungsstil im besten Sinne des Wortes – Autorität durch Fachlichkeit, aber auch durch persönliche Stärken wie Klarheit oder die Fähigkeit, andere zu motivieren. Ich glaube, dass Führung in Zukunft mehr denn je über das Wohl und Wehe eines Unternehmens entscheiden wird. Wichtig wird dabei vor allem sein, Raum für die Entwicklung von Menschen zu geben, damit sie sich entfalten und ihre Stärken einsetzen können.
Eine aktuelle Studie bescheinigt DATAGROUP eine überdurchschnittlich hohe Kundenzufriedenheit. Woher kommt dies?
Da ist zuerst einmal die Augenhöhe: Wir nehmen unsere Kunden ernst, wollen aber auch umgekehrt als Dienstleister ernst genommen werden. Und das definiert auch die Zielgruppe, die wir ansprechen – große mittelständische Unternehmen ab 100 Millionen Euro Jahresumsatz. Hier gibt es eine große gegenseitige Wertschätzung und eine Kultur, bei Problemen gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Ein weiterer Grund ist sicher, dass wir ausschließlich deutschsprachige Mitarbeiter am Service Desk einsetzen – Menschen, die hier sozialisiert sind. Und: Der Kunde bekommt die Telefonnummer des CEO. Man kann mich direkt anrufen. Auch wenn das sehr selten vorkommt.
Agieren oder reagieren: Was bringt systematisches Vorausdenken, wie es DATAGROUP in seiner Unternehmensstrategie tut?
Ich antworte mal mit einem Bild: Ich sollte schon wissen, woher der Wind weht, wie die Strömung ist und wo ich hin will. Generell definieren wir die Ziele übrigens immer in Teamwork. Die Vision DATAGROUP 2025 zum Beispiel ist das Gemeinschaftswerk der oberen Führungsebene. Dafür nehmen wir uns sehr viel Zeit und stecken noch mehr Arbeit rein. Deswegen ist das auch so erfolgreich: Weil auf diese Weise alle dahinter stehen.
Zu Ihnen als Person: Mit welchen Hobbys schaffen Sie einen Ausgleich zum Berufsleben?
Ich spiele gerne Golf, leider zu wenig und zu schlecht. Und ich fahre leidenschaftlich gerne Ski, das etwas besser. Um mich fit zu halten, mache ich regelmäßig Sport: Vier bis fünf Mal die Woche setze ich mich zuhause auf den Home-trainer. Nebenbei schaue ich dort gerne internationale TV-Serien. Aktuell sehr interessant finde ich »Black Mirror« – eine britische Serie, die sich mit möglichen Entwicklungen in der Zukunft beschäftigt. Ein Must für jeden, der in unserer Branche ist! Gerne gehe ich auch ins Kino. Da bin ich total in den Filmen drin.
Was ist Ihnen in Ihrem Leben besonders wichtig?
Innenarchitektur ist für mich extrem wichtig. Ich lege großen Wert darauf, schön zu wohnen. Heimat bedeutet viel für mich – ich würde nie wegziehen aus Stuttgart. Was ich gerne mal genieße, ist Gartenarbeit.
Wo soll DATAGROUP in zehn, fünfzehn Jahren stehen?
Ehrlich gesagt, das ist ein sehr langer Zeitraum. Grenzen wir das mal auf fünf bis sieben Jahre ein: Bis dahin glaube ich schon, dass DATAGROUP ein, wenn nicht der führende IT-Serviceprovider in Deutschland sein sollte. Was ich mir ebenfalls wünsche: Dass das Unternehmen auch weiterhin so offen und veränderungsbereit ist wie bisher. Dann haben wir alle Chancen.
Herr Schaber, vielen Dank für dieses Gespräch!